(re:do!) Hilfe statt Ausgrenzung
Donnerstag, 4. November 2021, 18:00, Platz Der Menschenrechte Wien:
Diese Regierung agiert egoistisch nach dem Grundsatz: The survival of the fittest. Wer die vermeintlich besten Umfrageergebnisse hat, darf alles. Wer nicht skrupellos genug ist, hat Pech gehabt. Wer unbeliebt ist, wird noch mehr als Feindbild mißbraucht. Oder: Wer nicht noch mehr Patienten pflegen, noch mehr Kinder betreuen, noch mehr Punkte sammeln kann, wird aussortiert. Wer nicht genug Leistung bringt, fällt durch.
Aber sind wir besser? Wer nicht genug Follower oder Besucher hat, ist uninteressant. Wer um Hilfe bittet, ist lästig. Wer uns nicht versteht, wird ausgegrenzt. Ableismus diktiert, wen wir akzeptieren. Wir schimpfen lieber über die ‚dummen Autofahrer‘ oder Sexisten, statt ihnen beim Dazulernen zu helfen..
Das muß sich ändern! In der Regierung, im Gesundheitswesen, in der Bildung und bei uns selber!
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WiederWiederDonnerstag wollen nicht nur Mißstände aufzeigen sondern konkret an Verbesserungen arbeiten.
Deshalb sind wir jeden Donnerstag um 18:00 Uhr am Platz der Menschenrechte, nicht nur um laut gegen diese Regierungspolitik zu demonstrieren, um für eine nachhaltige, resiliente und friedliche Zukunft ein Zeichen zu setzen, sondern auch um Solidarität zu feiern, beim Open Mic unterschiedliche Meinungen auszutauschen, uns inklusiv zu vernetzen und Diversität als Chance zu nutzen.
Wir fordern nicht nur eine echte sozial-ökologische Wende und eine nachhaltige, lösungsorientierte Politik für eine Welt, die auf sozialem Frieden und Respekt gegenüber unserer Erde beruht – wir leben das auch selber. Wer selbst erfahren möchte, wie das funktioniert, ist herzlich eingeladen mitzumachen.
DIE queerfeministischen Donnerstagsdemos sind trotz aller Widerstände polizeilich genehmigt und selbstverständlich immer virologisch unbedenklich an der frischen Luft, vermummt oder mit Babykanzler-Abstand. Auch wenn wir langsam mehr werden, ist noch immer genug Platz für Dich.
Bring your own cup! Wir bringen freegane Getränke und gerettete LEBENSmittel als TAKE AWAY.
Nähere Infos zur neuen Donnerstagsdemo hier: hoog.at/redo
Auch auf FB: facebook.com/Friedensturm/events
Und Instagram: @reDonnerstag
Auf Wunsch hier wieder der Text meiner Rede:
Gestern war Weltmännergesundheitstag. Deshalb geht’s heute um Ableismus.
Auf der Seite https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/lexikon/a/ableism steht
Der Begriff Ableismus bezeichnet die Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten, was als behindertenfeindlich angesehen wird. Menschen mit Behinderung würden aufgrund des Fehlens bestimmter Fähigkeiten abgewertet. Hieraus könnten Diskriminierung oder gesellschaftliche Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen entstehen. (Das wurde auch von Wikipedia so übernommen.)
Jetzt sagen Betroffene, wie ich: Wir sind gar nicht behindert, sondern werden von der Gesellschaft beeinträchtigt. Und zwar nicht nur mit fehlenden Rampen oder Übersetzung in Gebärdenspache, sondern eben durch dieses Weltbild, das Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten bewertet und abwertet. Und was macht die Gesellschaft? Sie nennt uns jetzt anders. Aber darum geht’s nicht!
Also egal, ob wir es „Behinderung“ oder Beeinträchtigung oder Besonderheit oder sonstwie nennen: Wann beginnt das überhaupt? Immer wenn wir irgendetwas nicht können? Aber wie ist das mit Menschen, die Angst vor Fremden haben, oder vor Schwulen oder Frauen oder Veränderung? Wie ist das mit Menschen, die nicht fähig zur Empathie sind?
Ich habe vorhin eine Seite gegen rechte Gewalt zitiert. Die Frage ist, wollen wir wirklich etwas dagegen tun, oder wollen wir uns nur davon distanzieren?
Und z.B. auch wollen wir ehrlich etwas gegen Sexismus, Schwulen- oder Fremdenfeindlichkeit tun, oder uns nur davon abgrenzen?
Um Mißverständnisse zu vermeiden:
Ich kann und muß selbstverständlich Menschen ausschließen, wenn sie anderen Menschen schaden.
Wenn ich sehe, wie z.B. jemand belästigt wird, muß ich das Opfer schützen.
Aber zukünftige Übergriffe kann ich nicht verhindern, indem ich den Täter nur davonjage. Das ist klar, oder?
Mehr noch: Ich selbst bin ableistisch, wenn ich Menschen ausgrenze, die zu dumm sind, um meine tolle Weltsicht zu verstehen. Oder die z.B. keine Fähigkeit zur Empathie haben.
Ein ganz gravierendes Beispiel für jemanden, der ganz offensichtlich geistig behindert ist, und gerade deshalb geradezu landesweit gelyncht wird: Kennt Ihr das Drachenspiel? (Erzählen) Eines der wenigen reflektieren Statements dazu im Internet meint: Weil er ist, wie er ist, und wagt, sich in der Netzöffentlichkeit zu zeigen, wird er seit 2013 ausnahmslos jeden Tag von einem Zehntausende Menschen starken Hassmob gequält. Wirklich jeden einzelnen Tag.
Also »Der Drachenlord verdient das alles, weil er dumm ist.«
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/der-fall-drachenlord-ein-jahrelanges-martyrium-in-deutschland-und-niemand-haelt-es-auf-kolumne-a-91b94ce3-ab01-4ac1-9286-d85bea144928?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Wie gerne würde ich da unserem Bundespräsidenten recht geben: „So sind wir nicht!“ Oder sind wir doch so?
Wir sind alle so, wie wir sind, weil uns Menschen und Erlebnisse geprägt haben. Klar liegt es auch an uns, das beste daraus zu machen, aus Fehlern zu lernen, uns weiterzunentwickeln und zu wachsen. Aber daß andere Menschen vieleicht nicht die Fähigkeiten dazu haben, oder eben anders geprägt wurden, ist nicht nur deren Schuld. Vielleicht brauchen sie gerade uns, um sich zu verändern. Doch statt Menschen zu helfen, ihre alten Prägungen zu hinterfragen, schimpfen wir nur über sie. Geht’s uns also eigentlich nur darum, uns besser zu fühlen?
Seit Jahrzehnten erlebe ich es, wie Intelektuelle über die dummen Rechten schimpfen. Für die sind diese Beschimpfungen aber keine Hilfe. Ganz im Gegenteil. Die suchen nachvollziehbarerweise Leute, die sie nicht beschimpfen sondern bestärken. Und wandern so noch weiter nach rechts.
Oder Sexismus: Selbst hier auf der Donnerstagsdemo gab es Leute, die sich im Nachhinein über Sexismus beschwert haben, statt das in der Situation gleich zu thematisieren und so vielleicht konstruktiv etwas zu verändern.
Oder ein anderes Beispiel: Auf der Startseite https://fridaysforfuture.at ganz unten steht ein Zitat von Greta Thunberg:
„No one is too small to make a difference.“
Gleichzeitig wollen viele nichts mit uns zu tun haben, weil wir zu klein und nicht „rentabel“ oder „effektiv“ genug sind.
Ich helfe anderen lieber um zu wachsen. Ich biete gerade auch kleinen Projekten die Möglichkeit, hier zu reden. Ich bemühe mich, möglichst geduldig Mißverständnisse zu klären und Vorurteile zu hinterfragen.
Vielleicht kennt Ihr die Geschichte, als ich in Tunesien nächtelang vergeblich versucht habe, ein paar Typen zu erklären, warum eine junge Frau, die nebenan Ihren Rausch ausschlief, nicht selber schuld wäre, wenn sie in dieser Situation vergewaltigt worden wäre. Ob diese Gespräche später etwas bewirkt haben, weiß ich nicht. Ich habe mein Bestes getan.
Was macht Ihr, um Sexisten zu helfen, dazuzulernen?
Oder Nazis, um sich zu verändern? Oder Autofahrern oder Konsumsüchtigen?