(re:do!) 75. DO-Date: Wir lieben unsere Feinde!
Donnerstag, 23. September 2021, 18:00, Platz Der Menschenrechte Wien:
Besoffene Neonazis, verlogene Politiker, verantwortungslose Banker, dumme Coronaleugner, aggressive Autofahrer, egoistische Traveler, sexistische Machos … wir werden niemanden überzeugen können, über den wir nur schimpfen. Veränderungen stehen und fallen mit unserer Fähigkeit zur Empathie.
Anläßlich des 30. Jahrestages der Ausschreitungen in Hoyerswerda von 17. und 23. September 1991 wollen wir auf lange vergessene christliche Werte zurückgreifen, um den vielen Spaltungen unserer Gesellschaft einen konstruktiveren Zugang anzubieten. Wir wollen unsere eigenen Feindbilder hinterfragen, immer besser verstehen, warum Menschen so handeln, und positive Alternativen anbieten.
WiederWiederDonnerstag wollen nicht nur Mißstände aufzeigen sondern konkret an Verbesserungen arbeiten.
Deshalb sind wir jeden Donnerstag um 18:00 Uhr am Platz der Menschenrechte, nicht nur um laut gegen diese Regierungspolitik zu demonstrieren, um für eine nachhaltige, resiliente und friedliche Zukunft ein Zeichen zu setzen, sondern auch um Solidarität zu feiern, beim Open Mic unterschiedliche Meinungen auszutauschen, uns inklusiv zu vernetzen und Diversität als Chance zu nutzen.
Wir fordern nicht nur eine echte sozial-ökologische Wende und eine nachhaltige, lösungsorientierte Politik für eine Welt, die auf sozialem Frieden und Respekt gegenüber unserer Erde beruht – wir leben das auch selber. Wer selbst erfahren möchte, wie das funktioniert, ist herzlich eingeladen mitzumachen.
DIE queerfeministischen Donnerstagsdemos sind trotz aller Widerstände polizeilich genehmigt und selbstverständlich immer virologisch unbedenklich an der frischen Luft, vermummt oder mit Babykanzler-Abstand. Auch wenn wir langsam mehr werden, ist noch immer genug Platz für Dich.
Bring your own cup! Wir bringen #freegane Getränke und gerettete #LEBENSmittel als TAKE AWAY.
Nähere Infos zur neuen Donnerstagsdemo hier: hoog.at/redo
Auch auf FB: facebook.com/Friedensturm/events
Und Instagram: @reDonnerstag
Disclaimer: Die Einleitung wurde bewußt nicht gegendert. Ansonsten bevorzuge ich das generische Femininum (oder Diversität).
Bild: btf / Philipp Käßbohrer
Auf Wunsch hier wieder der Text meiner Rede (Inkl. Begrüßung):
„Herzlich Willkommen zur Donnerstagsdemo!
wir sind seit einem dreiviertel Jahr jeden Donnerstag hier am Platz der Menschenrechte für eine echte sozial-ökologische Wende und eine ehrliche, menschliche, lösungsorientierte Politik. Und heute ist das 75. Do-Date, also die 75. Donnerstagsdemo seit dem Rechtsruck der Regierung unter Kurz. Und ab heute gibt es mehr neue reDOs als alte do!s. Und auch wenn der Grund für unsere Demos kein schöner ist, so bin ich echt glücklich, wie konsequent manche von Euch immer herkommen und mir beistehen. Und deshalb freue ich mich schon auf das 100. Do-Date!
Wie jeden Donnerstag haben wir schon seit halb Sechs hier getrauert. Und wie immer möchte ich die Donnerstagsdemo beginnen, indem ich auch mit Euch der Todesopfer dieser Regierungspolitik gedenke.
Weil wir uns immer am Marcus-Omofuma-Denkmal, gedenken wir zuerst aller Opfer von Polizeigewalt, vor allem aller rassistischer Gewalt.
Aus ganz aktuellem Anlaß gedenken wir aller Femizide und aller Opfer homophober, transphober oder sonstiger queerphober Gewalt. JEDE Tote ist eine zuviel!
Aufgrund der Geschehnisse in Afghanistan gedenken wir aller Opfer totalitärer Regime, aller die auf der Flucht ertrinken, verdursten, verhungern oder erfrieren oder die von Flugzeugen, an denen sie sich verzweifelt festhalten, in die Tiefe stürzen. Wir gedenken aller Pushback-Opfer und aller, die in den Tod abgeschoben werden. JEDE Tote ist eine zuviel!
Wir gedenken aller Opfer der viel zu wirtschaftsfreundlichen Coronapolitik und aller, die jedes Jahr wegen Luftverschmutzung qualvoll ersticken. Aller die jetzt schon und noch mehr in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten an den Folgen der Klimaerwärmung also an Hitze, Dürre, Stürmen, Überschwemmungen und an weiteren Pandemien sterben. JEDE Tote ist eine zuviel!
Danke!
Ihr wißt: Wir beschützen uns gegenseitig vor allen Gefahren! Achtet deshalb bitte trotz der Lockerungen auch heute auf Sicherheitsabstand oder Masken! Unterschätzt die Delta-Variante nicht! Die kann sich auch im Freien und auch bei kurzem Kontakt weiterverbreiten. Wir müssen also wirklich aufpassen. Impfungen schützen Dich selbst nur mit neun Zehntel Wahrscheinlichkeit und andere nur zur Hälfte! Also geht impfen, aber laßt Euch dabei nicht vom rücksichtslosen Egoismus unseres Babykanzlers anstecken! Corona ist noch immer keine Privatsache. Wer FFP2-Masken, Handdesinfektion oder Corona-Tests will, kann sehr gerne welche von uns haben. Erinnert Euch bitte gegenseitig und auch mich immer wieder an Sicherheitsabstand oder Masken!
So, Ihr wißt, was jetzt kommt, liegt mir eigentlich nicht, aber das ist eine Demo. Deshalb müssen wieder ein bißchen laut sein üben.
Unabhängig vom wechselnden Haupt-Thema gibt es immer bei jeder Donnerstagsdemo einige Fixthemen. So betreiben wir JEDE Donnerstagsdemo stinkerfrei mit Lastenrädern für Klimaschutz. WESSEN ZUKUNFT? WESSEN STRASSE? LOBAU BLEIBT! … Und wir stehen bei JEDER Donnerstagsdemo für sichere Fluchtwege, ein humanitäres Bleiberecht und Inklusion: FIXZAM gegen Rechts! NO BORDER NO NATION STOP DEPORTATION! NO BORDER NO NATION START EVACUATION! SAY IT LOUD AND SAY IT CLEAR: REFUGEES ARE WELCOME HERE!
Diesen Donnerstag werde ausnahmsweise ich mit drei ganz kurzen Reden das Thema einleiten: „Empathie als Lösung für Veränderungen“
Bei den Jubiläums-Do-Dates sind aber alle eingeladen, die schon mal hier waren um über Themen ihrer Wahl zu sprechen.
So wird uns Alischer von Têkoşîn lgbtiq+ von der Vorurteilen gegen Kurd*innen – vor allem queere – erzählen, und ob es Neuigkeiten zum Freiräumchen gibt.
Sigrid Spenger von SOS Balkanroute wird über die Situation in Afghanistan reden.
Und die Akademie Bewußtsein Bedingungsloses Grundeinkommen ist auch wieder dabei. Danke, daß Ihr uns immer wieder unterstützt!
Und am Schluß haben wir wie immer ein Open-Mic zum heutigen Thema. Vielleicht mag auch jemand über die aktuellen Femizide reden oder erzählen, was sich in der Lobau gerade so tut?
Wie immer gilt: Wenn Ihr keine Maske tragen wollt, dann gebt bitte ein frisches Sackerl als Verhüterli auf’s Mikro!
Nächsten Donnerstag, am 30.9. machen wir anläßlich des Tages gegen Lebensmittelverschwendung eine Demo für offene Müllräume!
Falls Ihr Orgas oder sonst Leute kennt, die da vielleicht eine Rede halten wollen, ladet sie bitte ein! Sonst muß ich alleine reden.
Und ladet bitte Eure Freunde ein, mit herzukommen, damit wir mehr werden!
Am 7.10. ist die 40. re:do!) und der Tag für menschenwürdige Arbeit. Deshalb machen wir gemeinsam mit mehr-für-Care eine Demo Klatschen ist nicht genug! Kennt Ihr noch andere Orgas, die da vielleicht noch mitmachen wollen? Lehrerinnen z.B.? Oder sonst Berufsgruppen mit schlechten Arbeitsbedingungen?
Ja, und was wollt Ihr am 14. oder am 21. Oktober oder sonst auf einer reDO thematisieren?
Ich habe auch diese Woche wieder vergeblich dutzende Orgas nochmal angeschrieben. Wenn Ihr persönliche Kontakte habt, könnt Ihr mir ganz viel helfen! Oder wenn Ihr Orgas daran erinnert, vielleicht nicht gleichzeitig zur Donnerstagsdemo etwas anderes zu machen. Wir können Ort und Zeit leider nicht ändern, aber wir kooperieren immer sehr gerne, und laden alle hierher ein gemeinsam statt nebeneinander oder gar gegeneinander!
Kennt Ihr Leute, die bei uns sprechen wollen?
Kennt Ihr Musikerinnen, die auftreten möchten?
Oder wollt Ihr DJ spielen?
Habt Ihr sonst irgendwelche Ideen, wie Ihr mithelfen wollt?
Wollt Ihr gemeinsam Werbung machen, damit die vielen Leute, die z.B. immer auf Twitter schreiben, es sollte doch wieder Donnerstagsdemos geben, erfahren, daß es welche gibt? Wollt Ihr Sozial-Media oder Plakatieren oder Stencils lernen?
Dann meldet Euch nachher bei uns oder kommt zu den Robin Foods ins ECO UFU, zu Sarah in die Schenke oder in den Kostnixladen, zu mir ins freegane Cafe Hoog oder Donnerstags immer vor der Demo hier zur Orga-Besprechung ab halb Sechs! WESSEN DONNERSTAG? WESSEN DONNERSTAG?
Aus dem Cafe Hoog gibt’s wieder freegane Getränke: Zitronenlimonade, Heute heißen Tee, Kaffee, Melonenwein aus gedumpstertem Obst selbstvergoren.
Und last but not least ganz lieben Dank wie immer an die Robin Foods für die geretteten Lebensmitteln! Nehmt so viel Ihr tragen könnt! Denn Lebensmittel sind erst gerettet, wenn sie gegessen sind.
Bitte versucht, aus Rücksicht mit den Rednerinnen während den Reden nicht zu laut zu tratschen und nutzt zwischendurch die Gelegenheit zur Vernetzung! Lernt Euch gegenseitig kennen um gemeinsam, solidarisch an einer nachhaltigen, resilienten und friedlichen Zukunft zu arbeiten! WESSEN ZUKUNFT?
Vergeßt nicht auf Babykanzler-Abstand oder Masken!
Welche Demoempfehlungen gibt’s?
Morgen Klimastreik um 12,00 ab Praterstern und dann von 14,30 bis 17,00 am Heldinnenplatz.
Danach also eigentlich schon um 16,30 hier am Platz der Menschenrechte: Nein zu den Taliban!
Samstag 25. 9. 13,00 auch hier am Platz der Menschenrechte und dann ab 14,00 am Ex-Karlsplatz: Diversity Festival
Dort ist auch die letzte Gelegenheit das Black Voices Volksbegehren gegen rassistische Polizeigewalt und eine unabhängige Polizei-Beschwerdestelle zu unterschreiben.
Und auch am Samstag um 16,30 auch hier am Platz der Menschenrechte: Rise for and with the Women of Afghanistan
Was es sonst in der Lobau gibt, kann später hoffentlich noch jemand erzählen.
Weiß jemand sonst noch von Demoempfehlungen?
Dann gibt’s jetzt kurz ein Lied und dann die erste Rede:
(Ärzte)
Vor genau dreißig Jahren wurden in Hoyerswerda in Deutschland ein Wohnheim für ausländische Billigarbeitskräfte und ein Flüchtlingswohnheim angezündet. Es wurden 32 Menschen verletzt. Teilweise standen bis zu 500 Leute vor den Heimen und beteiligten sich an den Angriffen. Die Polizei war nicht gewillt, die Angriffe zu stoppen. Von den Verhafteten wurden nur vier Personen verurteilt. Diese Ausschreitungen bildeten den Auftakt zu einer Reihe ausländerfeindlicher Ausschreitungen im ganzen deutschsprachigen Raum. Alleine am folgenden Wochenende kam es zu 78 rassistischen Überfällen in Deutschland. Und so ging es blutig weiter. Die Übergriffe gipfleten im darauffolgenden Sommer in Rostock in Ausschreitungen mit mehreren hundert teils rechtsextremen Randalierern und bis zu 3000(!) applaudierenden Zuschauern, die den Einsatz von Polizei und Feuerwehr behinderten. Dort wurde auch das berühme Photo vom vollgepißten Hitlergruß-zeigenden Besoffenen gemacht. Auch in den folgenden Jahren gab es noch weiter Mordanschläge von Rechtsextremen an Ausländern oder ausländerfreundlichen Menschen.
Als Jugendliche habe ich selbst noch einen Witz gegen öffentlich Bedienstete umgedichtet in:
„Wer nichts hat und wer nichts kann,
der zündet Flüchtlingsheime an!“
Und natürlich habe ich bei den Ärzten laut Arschloch mitgeschrien. Geholfen hat es mir selbst und denen, die meiner Meinung waren. Verbessert hat sich dadurch nichts.
Die Hasser zu hassen ist einfach. Ich habe eh auf früheren Donnerstagsdemos schon öfters darüber gesprochen. Um das hier abzukürzen: Wer sich mehr Gedanken machen mag, warum das nicht nur unkonstruktiv sondern schädlich ist, kann auf friedensturm.hoog.at z.B. unter blocked world nachlesen.
Heute möchte ich zuerst über etwas reden, das sehr oft mit Empathie verwechselt wird.
Kennt ihr von Paul Wazlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“?
„Mann mit dem Hammer.“ Wer kennt die Geschichte? (Erzählen)
Nun sind solche Geschichten ja Handlungsmodelle, die erst zum Problem werden, wenn sie uns ständig passieren. Aber was ist mit dem Nachbarn, wenn da ständig irgendwer läutet, und ihn dann grundlos beschimpft? Dieser Nachbar,ist der Inbegriff einer Projektionsfläche auf die wir unsere Ängste usw. projizieren.
Also: Empathie bedeutet, sich in andere hineinfühlen. Was wir dabei spüren sind aber trotzdem noch unsre Gefühle und nicht die des anderen. Wenn wir anderen sagen wollen, was sie denken oder fühlen, so als könnten wir in deren Köpfe oder Herzen sehen, dann ist das nicht empathisch sondern Projektion. Empathie bringt mich auf Ideen, wie sich jemand fühlen könnte. Projektion bringt mich dazu, meine Geschichten anderen in die Schuhe zu schieben. Wenn jemand „Du bist“ sagt, ist das Projektion.
Und Gewalt beginnt immer mit Projektion. Schon wer anderen Menschen unterstellen will, was in deren Kopf vorgeht, überschreitet damit ganz essentielle Grenzen. Und von den eigenen Projektionsflächen Veränderung zu fordern, statt unsere Projektionen zu verändern, kann natürlich nicht funktionieren. Die Projektion ist ja nur in unserem Kopf, wir malen uns damit ein Bild von anderen, das immer weniger mit der Realität zu tun hat. Und dann interagieren wir irgendwann nur noch mit unseren eigenen Dämonen.
Aber was dagegen tun?
Projektionen sind eine Form von Vorurteilen. Und im Umgang mit Vorurteilen haben sich einige Strategien ganz gut bewährt.
Wenn jemand z.B. sagt, „Afghanen“ seien so oder so, dann hilft oft die Frage, ob und welche konkreten Afghanen denn bekannt seien. Oft sind die dann eh nicht so. Also WER ganz konkret hat WAS ganz konkret gesagt oder getan? Und ganz wichtig: Ist das wirklich genau so passiert, oder wurde es uminterpretiert? „Du hast das zwar nicht so gesagt, aber ich weiß genau, wie Du das meinst“ ist Projektion.
Leider wurde in der Psychologie schon oft bewiesen, daß wir unsere Vorurteile viel lieber bestätigen als hinterfragen. Umso wichtiger ist diese Selbstreflexion.
Und damit sind wir bei uns selbst. Denn wir können immer nur uns selbst verändern, nie die anderen.
Oder?
(Soll ich eine Pause machen und ein Lied spielen?) Danach schauen wir uns ein paar unserer eigenen Feindbilder an und überlegen, wie das beginnt und wie wir es ein bißchen verhindern können. (Böhmermann Radweg)
(So, wollt Ihr mir wieder zuhören, oder soll ich noch ein Lied spielen? – Vote him away)
Wir haben gesehen, daß Projektion, also dieses „Du bist“, unkonstruktiv ist, weil wir dabei auf unsere eigenen Ängste und Vorurteile reagieren statt auf die Realität. Deshalb ist es wichtig, unsere eigenen Vorurteile zu hinterfragen.
Wie ist es also mit unseren eigenen Feindbildern?
Zum Beispiel, die Coronaleugner: Dumme, rechtsradikale Männer? Eine Untersuchung der Universität Wien und der Sigmund Freud Privat-Universität ergab: 64 Prozent sind Frauen, 34 Prozent haben einen Studienabschluss, 27 Prozent Matura, 33 Prozent sind freiberuflich bzw. selbstständig beschäftigt. Das ist alles weit über den Durchschittswerten unserer Gesellschaft und so ziemlich das Gegenteil von unseren Vorurteilen, oder? Und weil wir aber trotzdem so gerne an unseren Vorurteilen festhalten, müssen wir jetzt gut aufpassen, wie wir diese versuchen, vor uns selbst zu rechtfertigen. Und wir sollten sehr kritisch betrachten, was unsere Ausgrenzung bewirkt: 21 Prozent sind ehemalige Grünwählerinnen, die zu einem Großteil jetzt die FPÖ wählen wollen. https://science.orf.at/stories/3207986/
Wir SELBST treiben diese Menschen also ins rechte Lager.
Oder?
Und Pozilisten? Ja, da muß ich zugeben, da haben tatsächlich wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, daß die schwarzen Schafe nicht mehr die Einzelfälle sind sondern umgekehrt. Laut dem Polizeiwissenschaftler Prof. Rafael Behr, werden viele Pozilisten sogar erst innerhalb der Pozelei zu Rechtsradikalen. Und seit ich bei der Donnerstagsdemo im Gedenken an Marcus Omofuma darüber gesprochen habe, verfolgen mich manche Pozilisten offensichtlich gezielt. Auch schon davor habe ich einige Übergriffe erdulden müssen. Und es ist unerträglich, daß wir uns nicht dagegen wehren können. Diese Pseudo-Beschwerdestelle ignoriert alle Fakten und läßt nur die Aussagen der Täter gelten. Das ist skandalös und wirklich gefährlich für unseren Rechtsstaat. Ich habe damals ausführlich erläutert warum. Ihr könnt das nachlesen. Aber was bewirkt das bei den wenigen, die sich bemühen, wenn wir „ALL Cops Are Bastards!“ brüllen? Ja, für uns ist es erleichternd, den Frust über ungerechte Mißstände rauszuschreien. Aber wenn ich auch diejenigen beschimpfe, die vielleicht wirklich konstruktiv deeskalieren wollen, bewirke ich nur, daß sie das nächste Mal vielleicht auch gleich hart durchgreifen. Wir sind alle Menschen und haben alle Fehler und Vorurteile. Entscheidend ist, ob ich dazulernen anderen helfen will, auch dazuzulernen.
Banker, Manager, Politiker – Euch ist sicher schon aufgefallen, daß ich als Non-Binary heute gar nicht gendere. Oder ist es Euch gar nicht oder erst spät aufgefallen? Wann vergeßt Ihr auf das Gendern? Geht’s da vielleicht auch um Vorurteile? Bei Höchstverdienern kann die Länge des Harnleiters auch manchmal von einer anderen Ursache ablenken. Ich habe jetzt keine Untersuchungen im Kopf, warum Leute überhaupt Banker, Manager oder Politiker werden wollen, aber die wirklich erfolgreichen zeichnen sich dadurch aus, daß sie zu einem nicht nur signifikanten sondern wirklich erschreckend hohen Teil Soziopathen sind.
Ich war ja viele Jahre therapeutisch tätig – auch im Gefängnis mit Mördern, Vergewaltigern und Kinderschändern. Darüber habe ich eh auch schon berichtet. Mir hilft es auch in Politik und Wirtschaft, böse Menschen als Kranke zu sehen. Ok, mit der Therapiewilligkeit ist es hier noch schlechter bestellt, als im Strafvollzug. Das ist wirklich eine Herausforderung. Vor allem auch weil alle gesellschaftlichen Tendenzen eher krankheitsfördernd sind. Gerade deshalb ist es wichtig, nicht nur zu schimpfen sondern attraktive Alternativen zu zeigen.
Und genauso ist es bei der Konsumsucht. Leute die süchtig nach Erlebnissen sind, also z.B. Traveller, die wissen, wie sehr sie mit Ihren Flugreisen das Klima zerstören, und trotzdem weitermachen, aber dann bei Demos auf Autofahrer schimpfen. Oder Konsumsüchtige, die ebenso wissen, wie viel CO2 und Verpackungs-Plastikmüll, Transport-Feinstaub, Schwermetall-Sondermüll oder gar Schulden, Privatkonkurs und andere familiäre Problem usw. das ganze unnötige Shopping verursacht, aber trotzdem lieber auf die Regierungen schimpfen, weil die zu wenig machen. Ja, stimmt! Mehr Autobahnen sind keine Lösung. Und die Regierungen machen viel zu wenig. Und gleichzeitig lenken wir uns damit ab, wenn wir Veränderungen NUR bei den anderen suchen. NUR wohlgemerkt! Unsere Forderung nach Veränderung in Politik und Wirtschaft verliert nicht an Ernsthaftigkeit, wenn wir selbst mit gutem Vorbild voran gehen. Ganz im Gegenteil, oder?
Ich habe ja schon vor über zehn Jahren eine Präventions-Kampagne gegen Konsumsucht entwickelt. Auch das könnt Ihr auf hoog.at unter dem Titel Selbermacherei sehr ausführlich nachlesen. Die Essenz ist, daß Leute erst beginnen, das Klima zu schützen, wenn sie sehen, wie schön ein solches Leben ist. Auch das haben wir auf der Donnerstagsdemo schon oft besprochen und vor allem gezeigt. Danke bei der Gelegenheit auch nochmal an Schenke/Kostnixladen und Robin Foods!
(Soll ich wieder eine Pause machen und ein Lied spielen?) Danach schauen wir uns noch an, wie das mit den Feindbildern beginnt und wie wir es ein bißchen verhindern können. (Nick Cave)
(So, wollt Ihr mir wieder zuhören, oder soll ich noch ein Lied spielen?)
Wir haben vorhin darüber gesprochen, wie destruktiv Feindbilder sind, und ein paar eigene Feindbilder empathisch hinterfragt.
Wie fängt das mit den Feindbildern an?
Mit Spaltung z.B.. divide et impera! Teile & herrsche! Wir kennen das: Umverteilung von unten nach oben. Und denen, deren Existenz dadurch womöglich bedroht ist, wird eingeredet, die Ausländer seien schuld daran. oder? Und wenn sie den Arbeitsplatz verlieren, dann vermeintlich nur wegen der Billigarbeitskraft und nicht wegen dem gierigen Chef. Oder z.B. in der rosa-lila-kunterbunten Villa, wo aus kommerziellen Gründen Kurd*innen gegen andere People of Colour ausgespielt werden. Darüber hören wir heute eh auch noch mehr von Têkoşîn lgbtiq+.
Oder Klima- und Lobau-Aktivistinnen wird von Politikerinnen eingeredet, wir auf der neuen Donnerstagsdemo wären parteipolitisch. Und Linken wird eingeredet, wir wären rechts usw. Ich habe das schon damals bei den Uni-Besetzungen erlebt, wie Spalter subtil Keile in Gruppen treiben. Und ich kenne einige in der Lobau, die gar nicht abstreiten, daß sie Spalter sind.
Aber wir fallen nicht nur oft auf Spaltung von oben oder außen herein sondern machen das auch selbst immer wieder. Wir haben ja auf der reDO schon öfters über Spaltung geredet. Es gibt die ganz offensichtlichen Schubladen: Schwarz & Weiß, Männer & Frauen, alt & jung, rechts & links … aber wenn wir wollen, könen wir uns auch selbst z.B. in Herz oder Hirn spalten, als könnte immer nur eines von beiden entscheiden. Oder finden wir immer Unterschiede bis hin zu Leninisten gegen Trotzkisten oder Leuten, die lieber in Hirschstetten gegen die Lobau protestieren, und anderen, die hier in der Stadt unter den Menschen das Thema präsent machen wollen. Ich bin in den letzten Monaten schon oft gefragt worden, warum es ein legales Protest-Camp braucht, und ob das nicht viel zu viele Leute, die ja eh campen wollen, von den Baustellen weglockt. Ich habe mehr Erfahrung mit Hausbesetzungen als mit Protest-Camps, und kann solche Fragen auch nicht beantworten, aber ich muß auch nicht immer in allen Punkten der gleichen Meinung sein. Wir sind alle für die Lobau, oder? LOBAU BLEIBT! …
Umgekehrt ist es aber auch ermüdend, wenn wir immer wieder angefeindet werden, weil wir die Donnerstagsdemo hier in der Stadt nicht im Wald machen.
Schon vor den Lobau-Besetzungen (also vor denen dieses Jahr nicht den alten 2006, die ich auch schon unterstützt habe) haben wir oft gesagt, daß wir jeden Donnerstag am Platz der Menschenrechte sind, und wir stehen zu unserem Wort. Auch deshalb weil wir viele, die uns immer wieder unterstützen, gar nicht elektronisch erreichen können. Die verlassen sich darauf, daß wir immer da sind. Deshalb sind wir eben jede Woche die Lobau-Außenstelle hier. Uns und die Lobau-Außenstelle in Hirschstetten oder sonstwo zu spalten führt nur zu unkonstruktiver Konkurrenz. Lieber bewerben wir jede Woche die Besetzungen jenseits der Donau und freuen uns, wenn Leute einmal die Woche in die Stadt kommen und vielleicht bei uns vorbeischauen. Oder wenn sie Freunde, die sie noch nicht ins Camp locken können, hier mal neugierig auf die Lobau machen. Und mit uns gemeinsam hier mit Passanten reden, um nicht nur in der eigenen Bubble zu rotieren. Ich mach‘ das lieber gemeinsam, und Ihr? LOBAU BLEIBT! …
(Es ist ja irgendwie seltsam, darüber zu reden, warum manche Leute nichts mit uns zu tun haben wollen, wenn die das jetzt eh nicht hören. Aber Ihr könnt das ja denen weitersagen.)
Ein anderes, letztes Beispiel, wie Spaltung funktioniert, und was wir dagegen tun können: Hier auf der reDO hatten wir schon zweimal ein Konzert der wirklich tollen Beatboxerin und Sängerin Rawcat, ein feministischen Role-Model für viele. Eines ihrer Lieder handelt von der Freiheit, die Brüste zeigen zu dürfen. Kennt Ihr das? Ich kann es nachher spielen. Jedenfalls wurde uns vorgeworfen, wir wären kein sicherer Ort, weil irgendjemand gemeint hatte, er fände es toll, wenn Frauen ebenso oben ohne seien wie Männer. Die reDO wäre keine linke Demo, weil ich persönlich da nicht sofort dagegen eingeschritten wäre. Aber ich habe diese Aussage gar nicht mitbekommen.
Ihr wißt: Ich organisiere und veranstalte die Donnerstagsdemos nur, weil das niemand sonst macht. Und wie ich auch immer wieder betone, bin ich dafür denkbar ungeeignet und überfordert. Und ich bitte deshalb auch jeden Donnerstag um Mithilfe. Aufgrund meiner Beeinträchtigungen – also uner anderem ADS und Auditive Selektionsstörung wegen eines Hydrozephalus e vacuo externus – merke ich mir z.B. schwer Namen oder verstehe oft nicht gut, was Menschen sagen. Wenn mich also wärend einer Rede jemand anquatscht und fragt, was ich von dieser Rede halte, dann ist das nicht besonders konstruktiv.
Ich bitte deshalb auch jede Woche darum, aus Rücksicht mit den Rednerinnen während den Reden nicht zu laut zu tratschen. In einer großen Demo mit tausenden Leuten kommt es weniger auf einzelne an. In kleineren Runden sinkt sonst auch die Hemmschwelle dazwischenzurufen, was manchmal konstruktiv ist aber sehr oft verletzend. Ich frage deshalb auch immer wieder, ob irgendjemand moderieren will. Denn alles gleichzeitig kann ich Erbsenhirn sicher nicht jeden Donnerstag perfekt erledigen. Und bei allen anderen Gesprächen, die oft gleichzeitig abseits des Mikrophons auf den Donnerstagsdemos stattfinden, kann ich selbstverständlich nie überall zuhören oder gar als Security einschreiten, sobald sich jemand gestört fühlt. Ich kann nur meinen sehr bescheidenen Teil tun, damit sich im Sinne der Inklusion möglichst alle möglichst wohl fühlen. Ihr wißt, wie wichtig mir das immer ist. Und auch wenn bei der Organisation der Donnerstagsdemos kaum jemand mithelfen will, so ich kann nur darauf vertrauen, daß Ihr zumindest bei der Veranstaltung der Demos nicht nur kritisieren sondern mithelfen wollt. Wenn Ihr von mir als Hauptveranstalterin in einer bestimmten Situation etwas erwartet, dann sprecht mich bitte sofort und mit einer konkreten Bitte an, statt später mit mir oder noch schlimmer über mich zu schimpfen. Wir beschützen uns gegenseitig. Das hat im Laufe des Jahres schon sehr oft bemerkenswert gut funktioniert. Ich bitte Euch mitzuhelfen, damit das auch in Zukunft so weitergeht. WESSEN DONNERSTAG?
Ganz kurz noch ein paar Sätze, warum wir überhaupt spalten:
Oft suchen wir Gründe, um etwas nicht zu machen. Wir haben alle begrenzte Ressourcen und können nicht jede unterstützenswerte Demo, jede empfehlenswerte Organisation oder sonst jedes Projekt unterstützen, das einen positiven Beitrag für diese Welt leistet.
Ich kann deshalb entweder überall einen Grund finden, um mich zu distanzieren. Das kostet viel Zeit und Energie. Und die Gründe, die ich finde, sind oft nur Unterstellungen. Das heißt, wenn ich keine realen Gründe finde, dann rede ich mir etwas – vielleicht auch unbewußt. Aber wenn ich das den anderen vorwerfe, dann wehren sich die anderen berechtigterweise dagegen, was nicht nur mir sondern auch den anderen unnötige Zeit und Energie kostet. Und auf Dauer schaffe ich mir so ganz viele Feindbilder, die bekämpft werden, was immer mehr Zeit und Energie kostet.
Es geht aber auch anders: Ich kann akzeptieren, daß ich eben nur so viel machen kann, wie ich eben schaffe. Bei mir sind das eben die Donnerstagsdemos. Aber ich muß deshalb alle anderen Demos oder Besetzungen nicht schlecht machen. Wer bin ich, daß ich für andere entscheiden kann, was die machen? Ich will lieber Gemeinsamkeiten statt Unterschieden suchen. Und möglichst gemeinsam an den Gemeinsamkeiten arbeiten, und Mißverständnisse klären – wenn das die anderen auch wollen. Und wenn sie nicht wollen? Jetzt seid Ihr gefragt.
Ihr könnt alles, was ich heute und auch sonst gesagt habe, auf Facebook oder auf hoog.at nachlesen – und auch noch mehr zu diesem Thema, und sehr gerne auch weiterverbreiten, wenn Ihr wollt. Und Ihr seid ausdrücklich aufgefordert mitzuhelfen z.B. beim Klären von Mißverständnissen – das ist Beziehungsarbeit, wie in jeder Familie. Fix zam können wir nur sein, wenn wir alle etwas dafür tun.
(Rawcat)