(re:do!) Pulli statt Putin

Es ist zynisch, wie alle betroffen sind und gleichzeitig diesen Krieg mitfinanzieren. Auch heute fliest Gas aus Russland nach Österreich. Nicht nur, damit wir es warm haben, sondern auch damit wir immer noch mehr Strom verbrauchen können, damit immer mehr Müll verbrannt wird, damit die Industrie noch mehr produzieren kann, und wir noch mehr wegschmeißen und mit russischem Gas verbrennen können usw.
Mehr dazu auf https://friedensturm.hoog.at/freegan/
Wir zeigen auf der Donnerstagsdemo deshalb nicht nur Solidarität mit dem Menschen aus der Ukraine und aus allen Kriegsgebieten auf der Welt, wir zeigen auch jede Woche ganz konkret, was wir alle dafür tun können, um Kriegstreibern den Gashahn abzudrehen.
Jeden Donnerstag 18:00-21:00 am Platz der Menschenrechte FIX ZAM!

Ergänzend dazu die Rede vom 10.3. 2022:

Es ist schön, zu sehen, wie viel Solidarität wir alle mit den Menschen haben, die unter dem derzeitigen Krieg leiden.
Und gleichzeitig ist unsere Doppelmoral wirklich erschreckend!
Wir demonstrieren engagiert für Frieden und wärmen uns danach in Wohnungen auf, die mit russischem Gas geheizt werden. Und auch Fernwärme entsteht zu einem großen Teil aus russischem Erdgas. Damit finanzieren wir selbst, wogegen wir demonstrieren. Wir importieren jeden Tag Erdgas aus Russland und schimpfen darüben, was mit diesem Geld gemacht wird. Wollen wir uns also nur gut fühlen, ohne wirklich etwas zu ändern?
Aber statt die Gasimporte aus Russland zu reduzieren, wurden sie seit Beginn des Krieges sogar immer mehr erhöht.
Wir zahlen jeden Tag Milliarden an den russischen Staat und damit in die Kriegskassa.
Russland ist abhängig von unseren Energieimporten. Wenn wir diese endlich beenden, bedeutet das den Staatsbankrott und damit auch das Ende des Krieges.
Unsere Regierungen entschuldigen diesen skandalösen Mißstand, daß wir diesen Krieg finanzieren, damit, daß wir das Gas ja zum Heizen brauchen. Das stimmt nicht, weil zum Heizen genug Vorräte da wären. Aber um noch deutlicher zu zeigen, daß wir diesen Krieg nicht mit unserem Geld unterstützen wollen, bitte ich Euch alle, wenn Ihr heute heim kommt, nicht gleich alles bis auf’s T-Shirt auszuziehen, sondern stattdessen die Heizung runter zu drehen, ein Photo davon online zu stellen und Eure Energielieferanten und politischen Vertretungen aufzufordern, Putin den Gashahn und damit auch wirklich den Geldhahn abzudrehen. Damit dieser Krieg nicht mehr mit meinem Energieverbrauch mitfinanziert wird! Frieren oder noch besser Kuscheln für den Frieden! Pulli statt Putin! Ok?
Ich sag‘ „PULLI STATT“, und Ihr sagt „PUTIN!“ PULLI STATT …

Und noch ein positiver Aspekt: Alle schimpfen über die gestiegenen Energiepreise. Aber je weniger Energie wir alle verbrauchen, umso günstiger wird diese wieder. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Wir helfen damit nicht nur unserem Börserl sondern auch sozial schwachen Mitmenschen.
Aber stattdessen wächst unser Energieverbrauch immer mehr. Nicht nur mit Heizen sondern auch mit Mobilität und Konsum. Und damit töten wir selbst nicht nur jetzt Menschen in der Ukraine sondern wegen der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten noch viel mehr Menschen weltweit.
Aber statt wirklich etwas zu ändern, reden wir nur davon, lieber giftiges Fracking-Gas oder welches von anderen Diktatoren als dem russischen zu kaufen. Das ist keine Lösung! Energiewende bedeutet vor allem, weniger zu verbrauchen. Wie das funktioniert und sogar lecker und spaßig sein kann, zeigen wir seit über einem Jahr jede Woche hier auf der Donnerstagsdemo. Leider kann Werner von den Robin Foods heute nicht mitmachen, weil er krank ist. Wir wünschen ihm gute Besserung. Und ich hoffe, daß der Kostnixladen auch bald wieder hier sein kann.
Also nicht nur Heizung runterdrehen, sondern auch statt stupidem Kaufen vorher überlegen, ob Ihr das wirklich braucht, ob das jemand anderes nicht mehr braucht, ob Ihr es ausborgen, tauschen, teilen, reparieren oder zumindest gebraucht kaufen könnt! Wir haben schon oft genug darüber gesprochen. Wer mehr darüber erfahren will, ist auch sehr herzlich ins freegane Cafe Hoog eingeladen! Go Freegan! Ich sag‘ GO, und Ihr sagt „FREEGAN“! GO!
Und weil unsere Müllberge immer mehr wachsen und immer mehr Müllräume abgesperrt werden, mein Lieblingsspruch: WESSEN MÜLL? UNSER MÜLL!

Aber zurück zur Ukraine-Krise! Unsere Doppelmoral ist ja noch viel weitschichtiger:
Wir entspannen bei Filmen von alten nationalsozialistischen Puplikumslieblingen und bejubeln die Entlassung von Dirigenten, weil sie Angst haben, der Heimat zu deutlich den Rücken zu kehren, um nicht enstzunehmende, persönliche Gefahren zu befürchten. Würden wir uns trauen, Putin offen zu kritisieren, wenn das womöglich unseren Tod bedeuten könnte? Schlimmer noch: Wir schließen Russ*innen unabhängig von ihrer politischen Anschauung nur aufgrund ihrer Herkunft von sportlichen und sogar von künstlerischen Wettbewerben aus. Wir sagen, Nationalismus ist böse, und dann malen wir alles blau-gelb an, singen die ukraninische Nationalhymne und beschimpfen russischstämmige Volksschulkinder. Haben wir alle die Fähigkeit verloren, uns in andere hineinzuversetzen? Wie kommt das wohl bei den Menschen in Russland an? Wir schüren Feindbilder und dann behaupten wir, nur die russische Bevölkerung, kann den Krieg beenden. Warum sollten sie? Weil wir so nett zu ihnen sind? Oder weil wir doch irgendwie glauben, wirtschaftlich überlegen zu sein, obwohl wir wie Drogensüchtige jeden Tag fagen, ob wir eh weiterhin genug Gas bekommen?

Und noch schlimmer:
Wir lassen alle Leute aus der Ukraine in die EU, aber nur wenn sie blond und blauäugig sind. Menschen, die in der Ukraine als Flüchtlinge anerkannt sind oder auch nur dunkelhäutige Studierende werden an den Europäischen Außengrenzen abgewiesen. Und an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland oder im Balken gibt es weiterhin menschenrechtswidrige Pushbacks. Und solbald es wärmer wird, werden wieder mehr Menschen im Mittelmehr ertrinken als in irgendeinem anderen Meer weltweit.
Und obwohl in den letzten Jahren immer wieder von vermeintlich christlichen Politiker*innen bedauert wurde, daß uns unsere Gesetze daran hindern, flüchtenden Menschen zu helfen, (ohne diese Gesetze ändern zu wollen) so gilt das jetzt alles bei weissen Leuten plötzlich nicht mehr. Rassistische „Nachbarschaftshilfe“ geht jetzt auch ganz unbürokratisch. Ja, schön, daß das auch unbürokratisch geht! Aber warum erst jetzt und nur bei denen?
Ja, selbstverständlich ist es gut und wichtig den Menschen in der Ukraine zu helfen – ebenso wie den Menschen in Afghanistan und sonstwo auf der Welt. Die Taliban sind nicht besser als Putin. Und die Menschenrechte gelten für alle Menschen gleich.
Wieder: Versucht es mit ein bißchen Empathie? Wie kommt das bei engagierten feministischen Afghaninen an, die um ihr Leben fürchten müssen, seit wir sie im Stich gelassen haben? Dürfen wir uns wundern, wenn in der arabischen Welt manche unsere verlogene, rassistische Doppelmoral ausnutzen, um Hass zu schüren?
Ist uns das egal, weil wir glauben, unsere Grenzen einfach in diese Richtung weiter dicht machen zu können? Und wie ist das mit den ausgegrenzen People of Colour, die hier leben, hier geboren sind? Wollen wir die alle rauswerfen? Rassengesetze wieder einführen? Apartheit? Weisse, gute Flüchtlinge bekommen Deutschkurse und unkomplizierten Zugang zum Arbeitsmarkt. Und den anderen werfen wir nur vor, daß sie sich nicht integrieren können, obwohl wir ihnen das gar nicht ermöglichen. Integration zu fordern und gleichzeitig zu verweigern, erzeugt Frust, der irgendwann zu Hass werden kann. Wir haben das schon vor einem Jahr bespreochen. Ihr könnt das auf hoog.at oder Fakebug nachlesen. Ich kürze das deshalb ab.

Wir fordern eine ehrliche Rückbesinnung auf unsere Werte – wie Ihr sie auch immer nennen wollt: humanistische, christliche, soziale, liberale, europäische, westliche, menschliche … und vor allem eine integre Umsetzung dieser! Die Menschenrechte sind mehr als leere Worte! Und sie gelten für ALLE Menschen gleich – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Stand, Vermögen usw.! Und wir fordern das nicht nur. Wir leben das auch selbst!
Wir fordern echte Inklusion ALLER Flüchtlinge und leben das auch selbst! SAY IT LOUD AND SAY IT CLEAR: A L L REFUGEES ARE WELLCOME HERE!
Wir fordern echte Friedensarbeit, also Feindbilder abzubauen, Vorurteile zu hinterfragen, und leben das auch selbst!
Und wir fordern, die Finanzierung dieses Krieges mit unseren Erdgas- und anderen Energieimporten sofort zu beenden! Und wir leben das auch selbst! Heizung runterdrehen! Frieren oder noch besser Kuscheln für den Frieden! Pulli statt Putin! Danke für’s mitmachen!
PULLI STATT …